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Oh, bin ich schön!

Strahlend und wohlgeformt. Heiß ist mir. Ungefähr 1.600 Grad Celsius war meine Temperatur, als ich geschaffen wurde. Dafür bin ich jetzt vollendet. Nun ab in den Kühlofen. Klingt nach Widerspruch – Kühlofen. Jedenfalls werde ich dort abgekühlt, damit keine Spannung in mir bleibt. Spannungen würden mich sensibel machen. Zerbrechlich. Die Abkühlung macht mich widerstandsfähig.

Nach der Kühlung wird es aufregend. Dann ist die Qualitätskontrolle dran. Strenge Menschenaugen und genaue optische Geräte mustern mich. Hoffentlich halten auch sie mich für vollendet. Dann nämlich steht mir eine feine Zukunft bevor. Ich soll – so hörte ich – mit Marmelade gefüllt werden. Leckere Marmelade in meinem hübschen Körper. Wir werden gut zusammen passen!

Ich blicke mich um. Da sind noch viele andere Glasverpackungen, große, kleine, gefärbte, farblose.

Gleich wird es ernst. Vor mir hat es jemand nicht geschafft und muss zurück an den Start, also zur Schmelze. Schade. Aber es ist nicht viel vertan, man wird nochmals eingeschmolzen, geformt und hat die nächste Chance. Verloren geht nichts von uns.

Ich bin schon dran! Die Maschine hat mich für gut befunden. Und der Mensch auch. Fein! Jetzt geht es weiter zum Verpacken. Alle die noch am Fließband dabei sind, sehen einer süßen Zukunft entgegen.

Seit heute bin ich
im Marmeladeland. Da bekommt unser Dasein Sinnerfüllung. Marmeladebefüllung, genau gesagt. Man schätzt uns Glasverpackungen hier sehr. Es heißt, wir schützen unsere Inhalte optimal, lassen Nichts von außen nach innen. Oder vom Inhalt nach aussen. Vitamine, der Geschmack – alles bleibt dort, wo es hingehört – unverändert und köstlich. Außerdem mögen uns die Marmeladefreunde, denn sie können den Inhalt genau betrachten. Manche Menschen nennen uns exklusiv. Das hören wir gerne.

Jetzt ist es gleich so weit. Duft umschmeichelt mich bereits. Den werde ich ebenfalls sorgsam bewahren.  Gleich bin ich ein echtes Marmeladeglas!

Schön, gerade hat mich 
ein junges Paar genommen und in den Einkaufswagen gelegt. Sie haben lange gesucht, bis sie mich gefunden haben. Ich sehe mich um. Ja, einige andere Glasverpackungen sind da. Hier links, das dürften Saftflaschen sein. Und daneben Wein. Und da, das könnten Essig und Öl sein. Gleich hinter mir sind Honig und Schokoladeaufstrich. Ich bin scheinbar in der süßen Ecke gelandet.

Mein Inhalt war
offensichtlich köstlich. Ich bin schon wieder leer. Man hat mich sogar ausgewaschen. Jetzt befinde ich mich mit einigen anderen leeren Glasverpackungen in einem Korb. Achtung: gefärbte und nicht gefärbte sehe ich. Hoffentlich wissen die beiden, was sie tun! Ich möchte doch ein neues Leben in Vollendung antreten. Dafür muss ich aber unbedingt zum Weißglas. Nichts gegen die Olivenölflasche, aber gemeinsam mit ihr eingeschmolzen macht mich unhübsch. Und sie auch. So schön dunkelgrün wie jetzt, wird sie nicht mehr, wenn man uns beide zusammen schmilzt. Jetzt  geschieht etwas. Sie bringen uns weg.

Die beiden haben
ihre Sache gut gemacht! Ich bin nun mit lauter ungefärbten Glasverpackungen in einem ganz neuen Sammelbehälter. Wir sind in der Weißglaskammer und neben uns ist die Buntglaskammer. Dort ist wahrscheinlich jetzt auch die dunkelgrüne Olivenölflasche.

Der Behälter ist toll. Die Wände sind mit Gummi ausgekleidet. Man hört den Lärm von draußen fast nicht. Außerdem hat das Hereinfallen nicht wehgetan, weil Gummibänder mich aufgefangen haben und dann sanft nach unten fallen ließen. Ich bin immer noch ganz. Das ist gut so, denn bevor ich mein nächstes Leben antrete, werde ich nochmals streng kontrolliert. Sortierung wird das dann genannt. Maschinen und Menschen achten darauf, dass wirklich nur Glasverpackungen wieder in die Schmelze gelangen. Alles andere kommt weg – wird aussortiert. Und wenn wir noch ganz sind, erkennt man uns besser. Das erleichtert den Menschen die Arbeit und garantiert, dass wir wieder formvollendete Glasverpackungen werden.

Ich schwebe.
Und ein bisschen schaukelt es. Ich bin doch nicht etwa betrunken? Als ehemaliges Marmeladeglas? Nein, der Behälter wird gehoben. Von unten kommt Licht herein. Jetzt sehe ich, dass sich unsere Bodentüre öffnet. Unter mir sind viele andere Glasverpackungen. Lauter Weißglas. Oh, nein, eine hellgrüne Flasche ist auch dabei. Die gehört zu den Nachbarn. Da hat jemand nicht aufgepasst.

Wir sind alle langsam in die Weißglaskammer des großen Sammel-LKW gerutscht. Jetzt schwebt der Behälter über den Nachbarn. Unser Behälterboden ist wieder zu, dafür öffnet sich der andere. Viele gefärbte Glasverpackungen rutschen nun in unsere Nachbarkammer. Ein farbenprächtiges Schauspiel. Eine Buntglasverpackung zu sein, stelle ich mir auch schön vor. Als Buntglas hat man eine ganz besondere Aufgabe: Man muss den Inhalt vor Licht schützen. Medikamente beispielsweise wollen nur Braunglas. Das schützt sie am allerbesten.

Der LKW fährt los. Auf geht es in Richtung Zukunft. Im Glaswerk warten sie schon auf uns.

Hier im Glaswerk
sind unglaublich viele Glasverpackungen! Unsere Verwandlung steht kurz bevor. Jetzt wird kontrolliert, ob wirklich nur mehr Glasverpackungen hier sind. Leider nein, da sind auch andere Dinge! Manche Menschen haben offensichtlich nicht aufgepasst und etwas Falsches zum Altglas gegeben. He, was ist da los? Ein Metallverschluss hebt ab. Der Magnet holt eisenhältige Metalle weg. Eine Hand berührt mich. Ach so, die will die Kunststoffflasche hinter mir heraus nehmen. Das ist gut so.

Jetzt ist es bald vorbei mit meiner schönen Form. Ich werde in kleine Stücke gebrochen. Wüsste ich nicht, dass das nur ein Zwischenschritt zu meinem nächsten Leben ist, wäre ich unglücklich. Aber ich weiß, es dient der neuerlichen Vollendung.

Licht strahlt mich an. Andere Materialien reflektieren Licht nicht, wir schon. So erkennt man uns Glasstücke und kann Keramik und anderes von uns fernhalten. Jetzt wird es schon ganz warm. Ich glaube, wir nähern uns dem Schmelzofen. Ich bin gespannt, was ich in meinem nächsten Leben sein werde. Wieder ein Marmeladeglas? Oder eines für Essiggurkerl? Oder eine schlanke Flasche für  Weißwein?

Auf Wiedersehen, bis bald!

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